Die sechs Sinfonien Bohuslav Martinůs entstanden sämtlich zwischen 1942 und 1953, während der amerikanischen Jahre des Komponisten. Die ersten fünf wurden in einem sehr schnellen Tempo und ohne jedweden künstlerischen Kompromiss niedergeschrieben, jeweils eine pro Jahr. Auf seine 5. Sinfonie war Martinů eindeutig stolz. Noch vier Jahre nach der Komposition nannte er sie in einem Interview mit der New York Times „ein organisiertes, organisches, wohl-geordnetes Werk“. Bis zur 6. Sinfonie vergingen allerdings nicht weniger als sieben Jahre. Sie gehört zu seinen „uner-warteten Werken“ und, ungewöhnlich für den Komponisten, benötigte zwei Jahre bis zu ihrer Vollendung. Auch formal erschien sie ihrem Autor als etwas völlig Neues, als „Umbruch“. Gegenüber Šafránek sagte er: „Ich bin drauf und dran, Fantasien zu schaffen!“ Im November 2021 gab Sir Roger Norrington seinen Rückzug aus dem aktiven Dirigentenleben bekannt. Während seiner Zeit (1998–2011) als Chefdirigent des ehemaligen Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR (heute: SWR Symphonieorchester) hat sich Norrington der historisch-informierten Aufführungspraxis verschrieben und die Erkenntnisse dieses Stils auf ein modernes Orchester angewandt. Sein künstlerisches Credo etablierte sich – manch-mal auch kontrovers – als der „Stuttgart Sound“.